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Magazin PUNKT! (Online-Ausgabe): "Der fremde Kollege"

Magazin PUNKT! (Online-Ausgabe): "Der fremde Kollege" PUNKT-magazin.com

Mit den Liebsten verbringen wir weniger Zeit als mit unseren Kollegen. Dabei stecken wir mit denen in einer Zwangsehe. Kriselt sie, kriselt das Leben. Das Interview mit Veronika Jakl zeigt Auswege.

Veronika Jakl ist Arbeitspsychologin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem Phänomen, wenn Menschen plötzlich nicht mehr zu einer Gruppe gehören. Also ausgeschlossen sind. Im Büro passiert das häufig. Zum einen bilden sich auf ganz natürlich Weise Grüppchen, zum anderen birgt der Arbeitsplatz vielen sozialen Sprengstoff. Schließlich verbringen die meisten Menschen mehr Zeit ihren Arbeitskollegen als mit ihren Kindern, Eltern oder Ehepartnern. Dabei handelt es sich bei der Beziehung zu den Arbeitskollegen nur um eine Zwangsehe.

Was helfen kann, wieder Anschluss an die Bürogemeinschaft zu finden, erklärt Veronika Jakl im Interview mit Punkt! – mehr über die Hintergründe solche Bürodramen und deren Psychologie und gibt es in unserer aktuellen Ausgabe.

 

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

Punkt!: Was muss passieren, um vom Out- wieder zum Insider zu werden? Was können Betroffene selbst tun

Veronika Jakl: „Je nachdem, wie weit ein Konflikt schon fortgeschritten ist, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Bei tiefgreifenden, langen Konflikten ist es schwierig für „Außenseiter“ aus eigener Kraft wieder Teil der Gruppe zu werden. Dazu gehören immer zwei Seiten. Für Betroffene kann hier Selbstreflexion, Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins, auch abseits von der Arbeit, und Aufbau von Konfliktkompetenzen hilfreich sein. Um das Gefühl aufzubrechen machtlos einer Gruppe gegenüberzustehen, kann es helfen, sich einzelnen Personen anzunähern und hier einen guten Kontakt aufzubauen. Dadurch gewinnt man im Arbeitsalltag informelle Ansprechpartner und baut sich langsam ein Netzwerk auf.“

 

Punkt!: Was kann unser aller Beitrag zum Büroklima sein, damit wir dort nicht selbst zu Mobbenden werden, ohne es möglicherweise zu wissen?

Jakl: „Mobbing setzt per Definition systematische Handlungen über einen längeren Zeitraum voraus. Es beruht also in der Regel auf Vorsatz. Daher ist es nicht möglich, jemanden anderen zu mobben ohne es zu wissen. Konflikthandlungen, die zwar verletzend sein können, aber nicht systematisch oder nur einmalig passieren, sind einfache Konflikte und fallen nicht unter Mobbing. Der Begriff wird leider zu inflationär verwendet. Grundsätzlich rate ich jedem: Sprecht Spannungen und Missverständnisse frühzeitig an, bevor es sich verschlimmert. Konflikte haben die Tendenz zu eskalieren, daher sollte man sie schon frühzeitig bearbeiten. Kritik sollte immer sachlich und überlegt sein. Geht nicht davon aus, dass eure Wahrnehmung die einzige Wahrheit ist. Wird über Abwesende gelästert, sollte man sich raushalten, aber auch laut sagen, dass man das nicht in Ordnung findet. Stillschweigen wird oft mit Zustimmung verwechselt. In Gruppen agiert man manchmal enthemmter und negativer als man es allein tun würde. Vorgesetzte sollten hier nicht vergessen, dass sie eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern haben.“

 

Punkt!: Was würden Sie jemandem raten, der in einer solchen Situation ist?

Jakl: „Personen, die unter systematischem Mobbing leiden, sollten sich psychologisch und rechtlich beraten lassen. Wenden Sie sich an interne Anlaufstellen wie Arbeitspsychologen, Arbeitsmedizinern oder den Betriebsrat. Auch sollte auf jeden Fall ein Tagebuch über die Mobbing-Handlungen geführt werden. Das bringt einerseits für sich selbst mehr Klarheit und kann andererseits bei Mediationen oder einer rechtlichen Auseinandersetzung ein wichtiges Beweismittel sein.“

 

Originalartikel: Magazin PUNKT! (Online-Ausgabe) 

Veronika Jakl

Arbeitspsychologin, Autorin ("Aktiv führen") und Gastgeberin bei den "Pionieren der Prävention".

Begleitet seit 12 Jahren Organisationen dabei motivierende Arbeitsbedingungen zu schaffen und psychische Belastungen zu reduzieren. 
Unterstützt PräventionsexpertInnen, die wirklich etwas bewegen wollen.

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